Dienstag, 18. April 2017

Lieder, die Freude schenken

Die rumäniendeutsche Volks- und Schlagersängerbewegung stand schon oft zur Diskussion, in der NBZ erschienen zahlreiche Leserbriefe zu diesem Thema. Schlagersänger Ricky Dandel redete in einem NBZ-Interview frei von der Leber weg: es gäbe leider keine ernste Konkurrenz in der Branche. Ein Sonderlob verdient die deutsche Fernsehsendung, die dem Wunsch des TV-Publikums nach Schlagermusik und Unterhaltung im allgemeinen entspricht. Schade nur, dass der Kreis der Schlagersänger auf dem Bildschirm konstant eng bleibt.
Josef Stritt & Hans Kaszner jun.
Foto: Archiv Kaszner-Kapelle
Ein Festival der rumäniendeutschen Volks- und Schlagersänger – so der Vorschlag von Lehrerin Marlies Holzinger aus Lowrin (NBZ, 15. April 1980) könnte ein sicherer Publikumserfolg werden. Hier nur einige der bekannten Banater Sänger: Walter Berberich, die Geschwister Liese und Lotte Merle (Temeswar), Hans Kaszner jun. (Jahrmarkt), die Geschwister Gertrude und Elfriede Focht (Anina) u. a.
Zu den Publikumslieblingen gehört auch die junge Schlager- und Folksängerin Charlotte Bächler aus Bakowa. Die 22jährige Studentin an der Temeswarer Germanistikfakultät III. Jg., beschäftigte sich schon früh als Schülerin der Bakowaer Allgemeinschule mit Musik. Bei Lehrer Josef Gilde lernte sie Akkordeon spielen und trat als Gesangsolistin bei allen Unterhaltungsabenden mit den Orchestern Josef Gilde und Herbert Lindner auf. „Es gibt kein schöneres Gefühl, als wenn nach dem letzten Klang plötzlich der Applaus losbricht oder wenn einem jemand zum Dank eine Blume schenkt.“ 1976 beteiligte sie sich in Temeswar am Schlagerwettbewerb Portativul tinereţii und errang den II. Preis. Ein Jahr lang trat sie in Temeswar als Solistin des Heckenquintetts unter Leitung von Nikolaus Grogloth auf. Seit 1977 spielt sie auch Gitarre und textet selbst. Die Folkmusik hat ihr neue Möglichkeiten erschlossen. Bestätigung und Erfolg ließen nicht auf sich warten. Mit der Theatergruppe der Temeswarer Germanistikstudenten errang sie beim Landesfestival Cîntarea României (I. Auflage) einen III. Preis (Lokalphase) und 1980 den I. Preis beim Festival Mărţişorul studenţesc ’80. Anerkennung und Beifall gab’s aber auch für die Bakowaer Theatergruppe, deren Mitglied sie seit Jahren ist. Aufgeführt wurden Märchenstücke, wie Dornröschen, Das kalte Herz sowie das Erfolgsstück Das sündige Dorf von Max Noal. Begeistert wurde die Gruppe unter Leitung von Prof. Ferdinand Weinschroth und Prof. Andreas Vincze in Sackelhausen, Triebswetter, Lugosch, Temeswar und in anderen Ortschaften gefeiert. Zurzeit bereiten die Laienkünstler zwei Mundartstücke von Michael Holzinger vor. Die zukünftige Deutschlehrerin freut sich auf die Beschäftigung mit Kindern. Derzeit absolviert sie ihr pädagogisches Praktikum und hat mit ihrer Diplomarbeit, einer Monographie der Bakowaer Mundart (Leiter: Lektor Peter Kottler), viel zu tun. Zu ihren großen Freizeit-Hobbys gehören Schwimmen und Motorradfahren. „Trotzdem dreht sich in meinem Alltag alles um die Musik, meint Charlotte. „Ich möchte den Leuten mit meinen Liedern Freude schenken. Und wenn es nur für zehn Minuten ist.“
Balthasar Waitz

aus NEUE BANATER ZEITUNG, Temeswar, 14. Juni 1980

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