Dienstag, 7. Februar 2017

Die Bukowina lebt weiter

Ein Spaziergang durch eine europäische Kulturlandschaft

Kaindl-Archiv, Heft 21/13, Neue Folge, Januar - März 1995, ISSN 0172-3677; Vertrieb und Abonnentenbetreuung: Bukowina-Institut, Alter Postweg 97a, 86159 Augsburg
Die Nr. 21 der Zeitschrift Kaindl-Archiv ist im Frühling dieses Jahres in Augsburg erschienen. Wer die 48-Seiten-Broschüre aufschlägt, wird im Editorial 20 Jahre Raimund-Friedrich-Kaindl-Gesellschaft von Kurt Rein gleich in die Entstehungsgeschichte und den Werdegang dieser Zeitschrift eingeführt. Ihre Existenz war und ist eng verbunden mit den Aktivitäten der Landsmannschaft der Buchenlanddeutschen (gegründet 1949), des Raimund-Kaindl-Bundes (1951), der Raimund-Friedrich-Kaindl-Gesellschaft e. V. (1974) und des Bukowina-Instituts (1989). Den Zweck, den die Redakteure dieser Publikation schon immer verfolgten, bringen sie in deren Untertitel zum Ausdruck: Zeitschrift des Bukowina-Instituts für den Kulturaustausch mit den Völkern Mittel- und Osteuropas.
Im zweiten Beitrag unternimmt Luzian Geier, Schriftleiter der Zeitung DER SÜDOSTDEUTSCHE, Augsburg, einen sehr lehrreichen Spaziergang durch die Geschichte der einst österreichischen Landeshauptstadt der Bukowina, Czernowitz. Wenn auch nur das „Wasserwerk und die Sonnenuhr“ für die jetzt dort lebenden Menschen der 250.000-Einwohner-Stadt, die sage und schreibe 35 Nationalitäten angehören, „ noch aus der k. k. Zeit funktionieren“, so ist Czernowitz für die kultivierte Welt doch kein unbekannter Begriff. Unsterbliche Dichternamen sind eng mit dieser Stadt und ihrer deutsch-jüdischen Vergangenheit verbunden: Rose Ausländer, Paul Celan, Alfred Kittner, Alfred Margul-Sperber, Gregor von Rezzori u. a. Aber auch den rumänischen Nationaldichter Mihai Eminescu hat diese von vielen Kulturen geprägte Stadt hervorgebracht.
Der Tradition der Moderne in der Lyrik Rose Ausländers nimmt HansVilmar Geppert sich in dem Manuskript eines Vortrages an, den er am 26. Januar 1995 im Bukowina-Institut anlässlich einer Ausstellung, die der Grand Old Lady der deutschen Lyrik gewidmet war, hielt. Wer Gedichte von Rose Ausländer gelesen hat, wird nach der Lektüre dieses Textes bestimmt wieder zu einem ihrer Lyrikbände greifen. Der Ordinarius für Neuere Deutsche Literaturwissenschaft und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Universität Augsburg hat einige Gedichte Rose Ausländers im wahrsten Sinne des Wortes seziert; und das erschließt dem Leser neue Rezeptionsmöglichkeiten.
Mit Johann Amos Comenius und seine(r) Sicht des Menschen befasst sich Fritz März, Ordinarius für Pädagogik an der Universität Augsburg. Man lernt in diesem Porträt einen tschechischen „Universalisten“ kennen, „wie man in seinem Jahrhundert ein solcher durchaus noch sein konnte“. Vor allem war Comenius aber ein Erzieher, dessen im 17. Jahrhundert verfasste Werke bis heute Beachtung bei den Erziehungswissenschaftlern finden.
Eine Bücherschau (Emanuel Turczynski: Geschichte der Bukowina in der Neuzeit; Grulich, Rudolf & Hampel, Adolf: Maastricht starb in Sarajevo) schließt diese interessante Nummer des Kaindl-Archivs. Wer Näheres über diese Zeitschrift erfahren will, kann sie beim Bukowina-Institut, Alter Postweg 97a, 86159 Augsburg bestellen.

Mark Jahr
aus DER DONAUSCHWABE, Aalen, 12. November 1995

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