Ein Spaziergang durch eine europäische Kulturlandschaft
Kaindl-Archiv, Heft 21/13, Neue Folge, Januar - März 1995, ISSN
0172-3677; Vertrieb und Abonnentenbetreuung: Bukowina-Institut, Alter Postweg
97a, 86159 Augsburg
Die Nr. 21 der Zeitschrift Kaindl-Archiv ist im Frühling dieses
Jahres in Augsburg erschienen. Wer die 48-Seiten-Broschüre aufschlägt, wird im
Editorial 20 Jahre Raimund-Friedrich-Kaindl-Gesellschaft
von Kurt Rein gleich in die
Entstehungsgeschichte und den Werdegang dieser Zeitschrift eingeführt. Ihre
Existenz war und ist eng verbunden mit den Aktivitäten der Landsmannschaft der
Buchenlanddeutschen (gegründet 1949), des Raimund-Kaindl-Bundes (1951), der
Raimund-Friedrich-Kaindl-Gesellschaft e. V. (1974) und des Bukowina-Instituts
(1989). Den Zweck, den die Redakteure dieser Publikation schon immer
verfolgten, bringen sie in deren Untertitel zum Ausdruck: Zeitschrift des Bukowina-Instituts für den Kulturaustausch mit den
Völkern Mittel- und Osteuropas.
Im zweiten Beitrag unternimmt
Luzian Geier, Schriftleiter der
Zeitung DER SÜDOSTDEUTSCHE, Augsburg,
einen sehr lehrreichen Spaziergang durch die Geschichte der einst
österreichischen Landeshauptstadt der Bukowina, Czernowitz. Wenn auch nur das
„Wasserwerk und die Sonnenuhr“ für die jetzt dort lebenden Menschen der
250.000-Einwohner-Stadt, die sage und schreibe 35 Nationalitäten angehören, „
noch aus der k. k. Zeit funktionieren“, so ist Czernowitz für die kultivierte
Welt doch kein unbekannter Begriff. Unsterbliche Dichternamen sind eng mit
dieser Stadt und ihrer deutsch-jüdischen Vergangenheit verbunden: Rose Ausländer, Paul Celan, Alfred Kittner,
Alfred Margul-Sperber, Gregor von Rezzori u. a. Aber auch den
rumänischen Nationaldichter Mihai
Eminescu hat diese von vielen Kulturen geprägte Stadt hervorgebracht.
Der Tradition der Moderne in
der Lyrik Rose Ausländers nimmt HansVilmar Geppert sich in dem
Manuskript eines Vortrages an, den er am 26. Januar 1995 im Bukowina-Institut
anlässlich einer Ausstellung, die der Grand Old Lady der deutschen Lyrik
gewidmet war, hielt. Wer Gedichte von Rose
Ausländer gelesen hat, wird nach der Lektüre dieses Textes bestimmt wieder
zu einem ihrer Lyrikbände greifen. Der Ordinarius für Neuere Deutsche
Literaturwissenschaft und Vergleichende Literaturwissenschaft an der
Universität Augsburg hat einige Gedichte Rose
Ausländers im wahrsten Sinne des Wortes seziert; und das erschließt dem
Leser neue Rezeptionsmöglichkeiten.
Mit Johann Amos Comenius und seine(r) Sicht des Menschen befasst sich Fritz März, Ordinarius für Pädagogik an
der Universität Augsburg. Man lernt in diesem Porträt einen tschechischen
„Universalisten“ kennen, „wie man in seinem Jahrhundert ein solcher durchaus
noch sein konnte“. Vor allem war Comenius
aber ein Erzieher, dessen im 17. Jahrhundert verfasste Werke bis heute
Beachtung bei den Erziehungswissenschaftlern finden.
Eine Bücherschau (Emanuel Turczynski: Geschichte der Bukowina in der Neuzeit; Grulich, Rudolf & Hampel, Adolf: Maastricht starb in Sarajevo) schließt diese interessante Nummer
des Kaindl-Archivs. Wer Näheres über
diese Zeitschrift erfahren will, kann sie beim Bukowina-Institut, Alter Postweg
97a, 86159 Augsburg bestellen.
Mark Jahr
aus DER DONAUSCHWABE, Aalen, 12. November 1995
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