Musik, Tanz und Humor in bunter
Folge und gekonnt dargestellt
EL - Temeswar.
Samstagabend trat vor dem überfüllten Opernsaal eine Auslese dessen auf, was die
Banater schwäbische Laienkunstszene als Bestes zu bieten hat. Die Kulturgruppen
waren zum Teil bekannt, zum Teil neu, stellten aber gleichermaßen die
Erwartungen der Zuschauer wie auch der Fernsehredakteure zufrieden, die die
Darbietung für eine spätere Sendung aufzeichneten.
Den seriösen Rahmen
dieser vom Kreisrat der deutschen Bevölkerung und vom Jahrmarkter Kulturheim
veranstalteten Show bildete auch diesmal wie beim ersten TV-Abend der
Schubert-Chor und die Loris-Blaskapelle.
Wer dem Jubiläumskonzert des Schubert-Chors beigewohnt hatte,
kannte das Linster-Jungsche Heimatlied, die Chorlieder von Schumann und
Schubert, die Programmpunkte der Singgruppe des Schubert-Chors,
die auch diesmal unter der Leitung von Prof. Adrian Nucă-Bartzer
in gepflegter Weise dargeboten wurden. Die feinfühlende
Art, in der Walter Berberich seine Solo-Einlage bei Schuberts
Am Meer gestaltet, ist uns ebenfalls schon vertraut.
Die
Loris-Blaskapelle eröffnete ihr
Programm bezeichnenderweise mit dem Gruß aus Jahrmarkt, einer Komposition
des Orchestergründers Peter Loris, bot den
virtuosen Parademarsch von Josef Ascher und ihre übrigen
Programmpunkte unter der Stabführung von Prof. Matthias
Loris mit der gewohnten Brillanz dar.
Einen guten
Eindruck hinterließ die Marienfelder Tanzgruppe mit einer Suite
von drei alten, heute kaum noch bekannten Tänzen: Sieweschritt,
Schottische und Zwieback. An diesen Tänzen gefiel die Schlichtheit,
die Einheitlichkeit, die mit der feierlichen alten Frauentracht im Einklang
standen. Thomas Schön und Gheorghe Damian, die diese Tänze
einstudiert haben, leisteten damit eine bemerkenswerte Kulturtat.
Die Mundartcollage
des Lowriner Kulturheims unter dem Titel Loblied der Heimat
war gattungs- und inhaltsmäßig eine Neuheit und eigentlich nur mit sich selbst
vergleichbar. Die Lehrerinnen Margarete Lippet, Erika Burger und
Anna Hügel brachten Angehörige dreier Generationen zusammen und ließen
sie Mundartverse von Szimits bis Berwanger sprechen. Rudolf
Schati, ehemaliger Schauspieler des Deutschen Staatstheaters, hatte dem
lebenden Bild den letzten Schliff gegeben.
Herausragende
Einzelleistungen waren die durchwegs selbst komponierten Folk-Gesänge der beiden
Duos Ramona Nauy - Irmgard Holzinger (Lowrin) und Fred Zawadzki
- Georg Gunesch (Temeswar) zu Texten von Rilke und Berwanger
einschließlich des gekonnten Vortrags, sowie der originelle Einfall Helmuth
Amons aus Deutschstamora ein Wesen, halb Frau, halb Mann auf Tanzbeinen
humoristisch darzustellen. Robert Jereb vom Temeswarer Deutschen
Staatstheater sprach das Gedicht Nikolaus Berwangers E Motter schreibt
ihrem Bu. Als Kuriosum zu werten und durchaus interessant war Hans Pier
aus Tomnatik mit La Paloma auf der singenden Säge, für viele gewiss die
erste Life-Begegnung mit diesem alten und seltenen Instrument.
Der humoristische
Teil mit Vetter Matz (alias Hans Kehrer) und Bäsl Kathi (alias
Elisabeth Kölbl) drehte sich mal wieder um die thematisch unerschöpfliche
Verulkung des schwäbischen Familienkrachs.
Als
Einzelleistungen hervorgehoben seien noch die der, wenn auch dem Ensemble zugehörigen, Vokalsolisten Erna Mathis, Annemarie Loris, Peter Pfeifer,
Matthias Stefan, Hans Eichinger und
Nikolaus Seibert, die zum Teil mit der Blaskapelle, zum Teil mit dem
Loris-Unterhaltungsorchester
auftraten. Ein Extra-Lob Matthias Loris für
sein Trompeten-Solo. Die Ansage besorgten Adele Radin und Hans Kehrer
mit Eleganz und Charme.
Wie bereits
berichtet, soll im Herbst ein umfassenderer schwäbischer Abend in Szene gehen.
aus NEUE BANATER ZEITUNG /
Temeswar, 17. Juli 1979