Donnerstag, 20. Februar 2014

Kunsthandwerk in Ingolstadt

Ausstellung bezeugt große Kunst deutscher Goldschmiede
Stadtmuseum Ingolstadt
Foto: Anton Potche
Handwerk, Halbkunst, Kunst, Kunsthandwerk? Die letzte Bezeichnung ist wohl am zutreffendsten für das Schmieden von Gold und Silber zu form- und ornamentreichen Trinkgefäßen, Monstranzen, Eßbestecken, Orden, Pokalen und vielem mehr. Eine glückliche Symbiose zwischen Kunst und Handwerk hat die an sich schon wertvollen Metalle Gold und Silber bereits im 12. Jahrhundert zu Wohlstandsbarometern der Reichen gemacht, deren Werte auch in unserer, eher nüchternen Zeit noch allzu oft als gesellschaftliche Maßstäbe empfunden werden. Im Gegensatz zu den kitschigen Auswüchsen der heute serienweise industriell angefertigten Gold- und Silberartikel bleiben Goldschmiedearbeiten der vergangenen Jahrhunderte Kunstwerke, die individuelle Kreativität und kulturgeschichtliche Elemente erfolgreich über Zeiten- und Modewenden transportieren.
Goldschmiedeausstellungen sind darum stets ein Anziehungspunkt für viele Besucher. Zurzeit zeigt das Ingolstädter Stadtmuseum "Schätze deutscher Goldschmiedekunst". Viele der 400 Objekte sind zum ersten Mal der Öffentlichkeit zugänglich. Zum Großteil sind diese selten zu sehenden Leihgaben aus privatem Besitz. Unter den Ausstellungsgegenständen, die im Zeitraum 1500 bis 1920 in über 80 europäischen Städten von mehr oder weniger bekannten Goldschmieden angefertigt wurden, sind so berühmte Objekte wie der aus Schützsilber geschmiedete Adler der Breslauer Zwingerschützen aus dem Jahre 1685, aber auch Arbeiten, die im südosteuropäischen Raum entstanden sind.
Aus Kronstadt stammt der barocke Becher, der um 1680 von Michael Neustädter hergestellt wurde. Von dem Hermannstädter Goldschmied Johann Georgius Müller ist eine Kaffeekanne mit geschwungenem Holzgriff zu sehen, die um das Jahr 1800 datiert ist. Der Siedlungsraum der Donauschwaben ist durch eine Dreifußschale des Budapester Goldschmieds Josef Prandtner repräsentiert. Die Schale entstand in den Jahren 1803 / 1806.
Diese Ausstellung bezeugt den zeitlich und geographisch großen Wirkungskreis der deutschen Goldschmiede in Europa. Die Exponate aus Gold und Silber sind noch bis zum 30. August im Ingolstädter Stadtmuseum zu besichtigen.
Mark Jahr
aus DER DONAUSCHWABE, Aalen, 9. August 1992

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen