Dienstag, 3. September 2013

Original Jahrmarkter Musikanten

1. Bundestreffen der Banater Blasmuskapellen und Volksmusikorchester
An der banatschwäbischen Blasmusik der Nachkriegszeit wird oft das Fehlen eines spezifischen Banater Elements bemängelt. Zu viel Preußisches oder zu sehr böhmisch und ähnliche, mehr oder weniger stichhaltige Argumente werden dazu ins Feld geführt. Dabei hat man fast übersehen, daß sich in den Banater Dörfern eine durchaus originelle Kapellenstruktur herausgebildet hat, die hierzulande äußerst selten anzutreffen ist. Je zwei Flügelhörner und Tenorhörner, der unverzichtbare Baß, sekundiert vom Schlagzeug, wobei das Akkordeon sowohl Akkordaufgaben als auch verzierende Begleitelemente übernimmt, bilden den Aufbau, der aus der Kombination Blaskapelle - Tanzorchester hervorgegangen ist. Die Wechsel Flügelhorn - Trompete, Tenorhorn - Posaune, Akkordeon - Keyboard, Baß - E-Baß ermöglichen einen reibungslosen Übergang von der Blas- zur Leichtmusik, und die Kapellen können eher den diversen Ansprüchen des Publikums gerecht werden. Von dieser Entwicklung blieb auch die Blasmusiktradition in Jahrmarkt nicht verschont.
MC-Cover
Treffen sich Jahrmarkter in Deutschland, dann wird oft begeistert über Musik diskutiert. Fällt dabei der Name Tritz, wird spontan gefragt, "der Alt odder der Jung"? "Der Alt", Michael Tritz, wurde mehr als drei Jahrzehnte lang von Freund und Feind als der Jahrmarkter Ausnahmetrompeter schlechthin bewundert und beneidet. "Der Jung", Sepp Tritz, leitet heute die Original Jahrmarkter Musikanten. Sepp, 1958 in Jahrmarkt geboren, sollte natürlich in Vaters Fußstapfen treten. Nachdem Lehrer Hans Speck ihm die Grundbegriffe der Musik auf dem Akkordeon beigebracht hatte, sollte der Kapellmeister Mathias Loris sen. den "braven" Sepp zu einem tüchtigen Trompeter ausbilden. Das schien anfangs auch zu gelingen, denn schon als 12-Jähriger kam der Junge ins Temeswarer Ion-Vidu-Lyzeum, wo er die Klasse des berühmten Trompeters Georg Bruckner besuchte. Aber dann sollte es doch nicht kommen"wie der Vater so der Sohne". Sepp Tritz wollte sich den Strapazen und Risiken des Berufsmusikers einfach nicht aussetzen und ließ sich zum Handelskaufmann ausbilden. 1979 kam er nach Deutschland, und da vollzog sich ein interessanter Wandel. Sepp Tritz griff nicht nach der bereits am Nagel hängenden Trompete, sondern nach dem Tenorhorn. 
Das Blasinstrument, dessen Klangfarbe der menschlichen Stimme wohl am ähnlichsten ist, verlockte ihn zum Neuanfang. Acht Jahre lang spielte er bei den Original Donauschwaben, ehe er 1987 die Original Jahrmarkter Musikanten gründete, in deren Reihe sein Vater Michael Tritz die Bravouraufgabe des ersten Trompeters wie in besten Jahrmarkter Zeiten bewältigt.
Die Kapelle ist mittlerweile bekannt und hat schon zwei Musikkassetten bespielt. Die zweite Produktion, "Wir sind alle Sonntagskinder", entstand in einem Tonstudio der bekannten Plattenfirma "Tyrolis" und ist auch in LP/CD-Ausführungen über den Musikhandel erhältlich. Bei diesem Unterfangen stand dem temperamentvollen Sepp Tritz das Glück des Tüchtigen zur Seite. Der erfolgreiche, aus dem Banat stammende Komponist und Arrangeur Franz Watz schrieb für diese Aufnahme wunderschöne Walzer- und Polkamelodien und ermöglichte so den aparten Sound, den man getrost als geglückte Ergänzung der eingangs erwähnten Originalität betrachten kann.
Die Original Jahrmarkter Musikanten mit ihrem Gesangsduo Lotte Hehn & Sepp Tritz kann man für alle denkbaren Unterhaltungsveranstaltungen über folgende Adresse verpflichten: Sepp Tritz u. s. Original Jahrmarkter Musikanten, Schmalkaldener Str. 2, D-8000 München 40, Tel. 089/3594046. 

Anton Potche

aus BANATER POST, München, 20. November 1991

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